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Der Zinseszins

  • alrasumofsky
  • 30. Apr. 2024
  • 4 Min. Lesezeit

Was ist er? Welche Folgen ziehe ich daraus und warum ist er so wichtig, wenn man sein Geld vermehren will?

 

Wie bei so vielen Dingen rund ums Thema „Finanzen“ gibt es auch beim Thema Zinseszins so einige Zitate, die einem sofort entgegenfliegen. Das Wichtigste und eines der Beeindruckendsten ist sicher von Albert Einstein, der den Zinseszins einmal „das achte Weltwunder“ genannt haben soll. Er wurde angeblich auch als „die stärkste Kraft im Universum“ bezeichnet und verleitete die Investment-Legende Charlie Munger dazu, zu sagen, dass die ersten 100.000 in Wahrheit der wichtigste Meilenstein auf dem Weg zum Reichtum sei. Genau sagte er folgendes:


Charlie Munger Zitat "The First 100K is a Bitch
https://twitter.com/QCompounding

Doch warum sind die ersten 100.000 so wichtig, wenn man sein Geld vermehren will? Und was hat das mit dem achten Weltwunder zu tun?

 

Konkret geht es beim Zinseszins darum, dass unser Geld für uns arbeitet und je höher dabei unsere Rendite ausfällt und je größer unser Startkapital ist, desto schneller vermehrt sich unsere Finanzkraft von selbst; und das ganz, ohne dass wir dafür einen Finger rühren müssen.


Ein Beispiel für den Zinseszins


Wenn man zum Beispiel 1000€ hat und diese für 8% irgendwo anlegt (= die durchschnittliche historische Rendite von globalen Aktienmärkten), erhält man nach einem Jahr 80€. Eine hübsche kleine Summe! Legt man die jetzt auch wieder an, erhält man im nächsten Jahr schon 86,4€, da man für die angesparten 80€ nun ebenfalls wieder Zinsen bekommt; sprich Zinsen für die Zinsen, oder Zinseszins. Hängt man nun an dieses Beispiel ein paar Nullen ran, merkt man schnell, wie groß die finanzielle Kraft des Zinseszins ist. Wenn es sich nämlich nicht um 1000€, sondern um 100.000€ handelt, erhält man im ersten Jahr bei 8% Zinsen bereits 8000€ und im zweiten Jahr 8640€.


Der große Vorteil des Zinseszinseffekts ist dabei vor allem, dass es sich hierbei nicht um ein lineares Wachstum handelt, sondern dass das Geld exponentiell wächst. Irgendwann wächst unser Kapital so schnell, dass wir selbst unseren Sparraten eigentlich nur noch einen geringen Einfluss auf das Wachstum unserer Ersparnisse haben. Wie aber kann das sein?

 

Die meisten von uns haben kein Gefühl für exponentielles Wachstum. Man hört zwar immer wieder mal davon, dass exponentielles Wachstum etwas viel Schnelleres ist, als sein Gegenpart, das „lineare“ Wachstum, aber warum das so ist, wissen die Wenigsten. Am leichtesten kann man sich das mit einer Legende verdeutlichen, die in diesem Zusammenhang ebenfalls oft erzählt wird:


Die Legende vom Erfinder des Schachbretts


Es war einmal ein König, der seine Untertanen tyrannisierte. Einer dieser Untertanen allerdings war ein weiser Mann, der versuchte, dem König eine Lehre zu erteilen, ohne selbst dafür in Schwierigkeiten zu geraten. Dieser weise Mann erfand das Schachspiel, ein Spiel, bei dem der König zwar die wichtigste Figur war, gleichzeitig aber ohne alle anderen Figuren komplett hilflos dastand. Das Spiel wurde zum beliebtesten Spiel des Landes und auch der König selbst genoss es so sehr, dass er dem Erfinder des Spiels eine Belohnung versprach. Dieser entgegnete, er wolle eine Belohnung, die zu seinem Spiel passe. Also wünschte er sich ein Korn Reis für das erste Feld seines Schachbretts und die jeweils doppelte Menge für die nächsten Felder. Auf dem zweiten Feld lagen also 2 Körner, auf dem dritten 4, auf dem vierten 8 und so weiter.

 

Jetzt sagt uns unsere Intuition, dass das ja nicht so viel Reis sein kann bei 64 Feldern und dass der alte Erfinder vielleicht einen unüberlegten Wunsch geäußert hatte, allerdings handelt es sich hierbei um eine exponentielle Wachstumskurve. Schon ab dem 21 Feld haben wir eine Menge von über 1 Millionen Reiskörnern erreicht. Würde man dieses Wachstum bis zum 64ten Feld fortsetzen, hätte man eine Reismenge, die ganz Deutschland mit einer 1meter hohen Reisschicht bedecken könnte, wie dieses Video veranschaulicht.

 

 

Die Legende geht dementsprechend entweder so aus, dass der Erfinder geköpft wird, das Reich im Chaos versinkt, oder er seine Belohnung selbst aus der Reiskammer des Kaisers herauszählen muss.

 

Nachdem unser Geld also angeblich exponentiell wächst, wenn wir die Zinsen wieder anlegen, müssten wir doch alle schon reich sein? Wie genau verhält sich das also mit der Verdoppelung unseres angesparten Geldes?

 

Wie lange man für die Verdoppelung braucht, verrät uns die 72er- Regel.

 

Sie besagt, dass man erfährt, wie lange man braucht, um sein Geld zu verdoppeln, wenn man die Zahl 72 durch die erwarteten Zinsen dividiert. Wenn man also 72 durch 8 dividiert (unsere historische Rendite), kommt man auf die Zahl 9 und weiß dementsprechend, dass man sein Geld in einem Zeitraum von 9 Jahren verdoppeln kann. Wenn man also 100.000€ bei 8% anlegt, werden sie sich innerhalb von 9 Jahren verdoppeln, wenn man immer wieder die Zinsen reinvestiert. Sollte man also Charlie Mungers Rat gefolgt sein und sich die ersten 100.000 erspart haben, braucht man nur noch 9 Jahre für die zweiten. Reinvestiert man die Zinsen erhält man bei 8% Rendite die nächsten 100.000 schon in 5 ½ Jahren und ist in weiteren 3 ½ bei seinen ersten 400.000€ angelangt.

 

Diese Verdoppelungsrate ist auch der Grund, warum sogar die größten Investoren, wie Warren Buffet, ihre größten Gewinne erste im hohen Alter gemacht haben, denn je länger unser Geld für uns arbeiten kann, desto größer ist die Ausbeute:



Warren Buffet's Networth according to age


Das also ist das Wunder des Zinseszinses und einer der Gründe, warum Menschen mit viel Geld dazu neigen, einfacher mehr Geld anzuhäufen. Wer gar nichts hat, muss hingegen erstmal hart arbeiten, um die Lawine ins Rollen zu bekommen. Deshalb ist es umso wichtiger, früh mit dem Sparen anzufangen, sodass der Zinseszins noch viel Zeit hat, um seine Wirkung zu entfalten. Denn wer erst im hohen Alter mit dem Sparen anfängt, kann nicht mehr von den Zinsen seiner Zinsen leben und muss sein Lebtag lang Reiskörner zählen.  

 

 

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