Wozu brauche ich ein Budget?
- alrasumofsky
- 1. Nov. 2024
- 5 Min. Lesezeit
Was für Budgets spricht und was sie mit Abnehmen zu tun haben.
Wenn ihr so seid wie ich, dann habt ihr euch schon oft gefragt, warum ihr eigentlich in einigen Bereichen eures Lebens nicht vom Fleck kommt. Man setzt sich Ziele, wie den Aufbau einer finanziellen Reserve, oder man will endlich die 5 Kilo loswerden, die man sich schleichend über die letzten Jahre (oder das letzte Jahr) angefuttert hat und immer wieder kommt dann der Moment, wo man sich mehr oder weniger schuldbewusst dabei ertappt, immer noch auf der Stelle zu treten.
Spätestens dann hat man zwei Möglichkeiten.
Das Ziel aufgeben und wieder zu unseren alltäglichen Mustern zurückkehren; sich einreden, dass man ja das Geld eh nicht braucht, oder eigentlich immer schon ein bisschen pummeliger sein wollte und sich wieder unter seinen kleinen Stein verkriechen um dort über die Ungerechtigkeit der Welt zu schimpfen.
Mal genau hinsehen, warum man immer noch auf der Stelle tritt.
Ich habe diese Beobachtung in den beiden oben genannten Bereichen meines Lebens (Finanzen und Fitness) gemacht und bin zum Schluss gekommen, dass ich etwas ändern muss. Nur wie?
Was man nicht messen kann, kann man nicht managen

Bisherige Versuche, diese Themen mit Bauchgefühl und gutem Willen anzugehen, waren leider nicht erfolgreich, also habe ich beschlossen, zu versuchen, genauer herauszufinden, wo die Probleme denn liegen. Ich bin also dazu übergegangen, Messungen in diesen Bereichen meines Lebens aufzustellen... Also ein Budget zu erstellen und meine Ernährung für einige Zeit genau zu tracken… und was soll ich sagen? Es funktioniert. Wenn das jetzt unsexy und pedantisch klingt, dann lasst mich kurz von den Vorteilen sprechen und davon, mit wieviel (oder eben wenig) Aufwand das Ganze verbunden ist und vielleicht kann ich es dem einen oder der anderen unter euch auch schmackhaft machen.
Mein Budget (von hinten nach vorne)
Mit meinem Budget habe ich nicht vorwärts- sondern rückwärtsblickend angefangen und zwar so:
Am Ende jedes Monats schreibe ich mir zuerst in einer Excel-Liste meine ganzen Ausgaben des letzten Monats auf. Im Anschluss kategorisiere ich diese Ausgaben. Es gibt bei mir zum Beispiel eine Kategorie für „Mobilität“, aber auch für „auswärts essen“ Nach jedem Monat kann ich dann sehen, wie groß meine Ausgaben in einer dieser Kategorien waren und nachdem ich das schon ein Jahr lang mache, kann ich auch den Schnitt der letzten 12 Monate ausrechnen und erhalte so eine ungefähre Zahl für jede Kategorie (wie z.B. für meine Fixkosten). Wenn dann in einem Monat die Fixkosten erstaunlich niedrig waren, kann ich davon ausgehen, dass bald eine Rechnung um die Ecke kommt, die meine Ohren zum Schlackern bringen wird und im Idealfall schon dementsprechend planen und vom nächsten Gehalt gleich etwas auf die Seite schaffen. Andererseits hilft es mir auch, große Kostenfresser zu erkennen (deshalb habe ich jetzt zum Beispiel meinen Handyvertrag gewechselt).
Das Beste an dieser Budgetmethode ist aber nicht die Planbarkeit, sondern dass ich nach jedem Monat auch sehe, in welcher Kategorie ich vielleicht mehr ausgeben will. Ich habe zum Beispiel eine eigene Ausgabenkategorie namens „Hobbies“ und wenn ich merke, dass ich schon ein paar Monate in Folge weniger in dieser Kategorie ausgegeben habe, als ich eigentlich will, bietet sich damit auch die Gelegenheit, für einen größeren Einkauf und das gänzlich, ohne ein schlechtes Gewissen haben zu müssen.
Mittlerweile plane ich auch immer vorwärts (sobald ich weiß, wieviel ich in diesem Monat von der Bildungsdirektion überwiesen bekomme, denn das ist immer stark variabel, weil die ihre Abrechnungen nicht auf die Reihe bekommen). Größere geplante Ausgaben kommen dann genauso in dieses vorwärtsblickende Budget wie wiederkehrende Kosten und so habe ich einen Überblick über meinen Monat und was finanziell alles ansteht.
Was ich dann auch noch mache und enorm genieße, ist meine gesamten Ausgaben und Einnahmen aufzuschreiben und zusammen mit den Zinsen, die ich aus Spareinlagen, oder Aktiendividenden beziehe aufzuschreiben und in einer Tabelle zu visualisieren. Das sieht dann (in die Zukunft projiziert) in etwa so aus:

Der erste Balken steht für die durchschnittlichen Einnahmen eines Jahres, der zweite für die Ausgaben und die Linie steht für die Zahlungen aus Investments. Wenn irgendwann die Zinseszinslinie den Ausgabenbalken überschreitet (wie in diesem Beispiel spätestens im Jahr 2052), dann braucht man nicht mehr zu arbeiten, um seinen Lebensstandard aufrecht zu erhalten. Es ist unglaublich motivierend, zu sehen, wie diese Linie jeden Monat etwas weiter vom Boden abhebt und das lässt sich bei meinen eigentlichen Zahlen auch schon ein bisschen beobachten
(Grafik auf Anfrage)
Hier sieht man außerdem den Unterschied zwischen linearem- und exponentiellem Wachstum. Wenn mein Gehalt linear wächst, ich aber bei einer Rendite von durchschnittlich 10% pro Jahr eine Verdoppelung meiner Einlagen alle 7 Jahre erfahre, dann schießt mein Kapital irgendwann so richtig nach oben. Aus diesem Grund ist es auch so wichtig, schon früh einen großen Batzen Geld auf die Seite zu schaffen, damit man schon bald vom Zinseszins profitieren kann.
Es gibt sehr viele Budgetmethoden (und Apps). Die oben von mir beschriebene Variante funktioniert einigermaßen so wie im Buch „Your Money or your Life“, aber auch die von Ramith Sethi, dem Autor von „I will teach you to be rich“ gefällt mir sehr gut, da er ebenfalls Platz für „guilt-free spending“ in seinem Plan einräumt; also Geldmittel für Genuss ohne schlechtem Gewissen. Die genaue Methode findet ihr hier:
Das Tracken meiner Finanzen hilft mir also nicht nur dabei, „auf Kurs“ in die Richtung meiner Ziele zu bleiben, sondern lässt mich immer wieder auch Motivationsschübe erfahren.
Tracken in anderen Bereichen meines Lebens
Genauso funktioniert es mit meinen Workouts und meiner persönlichen Fitness, die ich im Moment immer mehr in den Griff bekomme. Die Ergebnisse meiner Besuche im Fitnesscenter tracke ich mit der Hevy-App. So sehe ich nach jeder Woche einen Fortschritt beim Gewicht, das ich bei unterschiedlichen Übungen bewegen kann oder bei den Wiederholungen, die ich mit demselben Gewicht schaffe. Durch das Tracken meiner Kalorien kann ich genau sagen, warum ich gewichtstechnisch noch immer auf der Stelle trete, oder eben die 5 Kilo mittlerweile wieder losgeworden bin… Außerdem mache ich alle 2 Wochen ein Foto von mir, auf dem mein Fortschritt ebenfalls sichtbar ist. (sobald dann hier mein nächstes Ziel erreicht ist, gibt es vielleicht auch dazu ein Update in Form eines Blogbeitrags). In diesem Bereich kann ich vor allem das Buch „Bigger Leaner Stronger“ empfehlen, das mir den Einstieg ins Training mit Gewichten sehr leicht gemacht hat und alle Videos von Dr. Mike Israetel
(hier der Link zu seinem YouTube Kanal: https://www.youtube.com/@RenaissancePeriodization)
Am Motivierendsten ist bei all diesen Aufzeichnungen, meiner Meinung nach, gar nicht der kleine Fortschritt, den man jeden Monat sieht, sondern vielmehr die Tatsache, dass ich wirklich einen messbaren positiven Einfluss auf diese Bereiche meines Lebens habe und nicht dem Schicksal, dem großen Spaghettimonster oder einer anderen Macht ausgeliefert bin. Vielmehr habe ich meine finanzielle und körperliche Zukunft selbst zu einem großen Teil in der Hand und kann auch durch das Tracken beobachten, dass sich etwas in die richtige Richtung bewegt.
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