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Europawahl; von Schlächtern und Kälbern:

  • alrasumofsky
  • 27. Mai 2019
  • 3 Min. Lesezeit

Aktualisiert: 28. Mai 2019

Dieser Tage kann man sich in Österreich kaum dem politischen Geschehen entziehen. Nach dem Skandal rund um Strache, Gudenus und die russische Oligarchin mit den dreckigen Zehennägeln, stand die EU-Wahl auf dem Plan und obwohl ich es mir nicht zugestehen wollte, keimte doch in mir die Hoffnung auf eine Wahlschlappe der Blauen auf. Dieser Keim wurde allerdings unter dem übriggebliebenen Schnee begraben, der sich noch auf der Tischplatte der Oligarchen-Villa gesammelt hatte.


Was für mich bleibt, ist folgende Frage:

Wie können Menschen in Österreich immer noch die FPÖ wählen?


Eben diese Frage stellte ich mir auch damals, als in Kärnten nach der Haider-Regierung wiederum die Leute das BZÖ an die Macht wählten. Wie konnte es sein, dass das Wahlvolk ein so lückenhaftes Gedächtnis hatte? Wie konnte es sein, dass trotz offensichtlicher Korruption und Misswirtschaft die WählerInnen weiter diese Partei den politischen Alternativen vorzogen? Wie kann es sein, dass sich die Geschichte nach so kurzer Zeit so offensichtlich wiederholt?


Ist es die Politikverdrossenheit der Menschen, die die WählerInnen zu den Blauen drängt? An der Wahlbeteiligung ließe sich das jedenfalls nicht festmachen; Die ist so hoch wie seit Langem nicht mehr.


Wäre dies ein Forum, würde an dieser Stelle vermutlich jemand schreiben:

„Klar wählen die immer noch die FPÖ, Nazis wählen eben die FPÖ.“


Diese feinfühlige politische Analyse ist sicher richtig, allerdings glaube ich nicht, dass 18% unserer Bevölkerung Hard-Core Nazis sind.

(Dabei drängt sich natürlich die Frage auf, was ein Soft-Core Nazi ist; Vielleicht jemand, der ohne Visum in Polen Urlaub auf seinem Waffenrad macht und Juden gegenüber aktiv passiv-aggressiv ist.)


Was ist es also, das die Leute selbst nach offensichtlichen Korruptionsgeständnissen (oder zumindest Geständnissen der Korruptionsabsicht) weiter die FPÖ wählen lässt?


Ich glaube, es ist die Fähigkeit dieser Partei, Themen für sich zu vereinnahmen. Keine andere Österreichische Partei war zum Beispiel gewillt, über die möglichen negativen Konsequenzen von Migration zu sprechen. An dieser Stelle sei hervorgehoben, dass ich klar erkenne, dass die FPÖ dies immer mit einem offensichtlich rassistischen und xenophoben Hintergedanken tat und es keinesfalls gut heiße, allerdings war sie die einzige Partei, die über mögliche negative Konsequenzen und Folgen von Migration sprach. DIE EINZIGE! Alle anderen waren selbst bei den gemäßigtsten migrationskritischen Aussagen schnell mit der Nazi-Keule zur Stelle und so wurde jeder Diskurs sofort unterbrochen. Erst als die ÖVP unter Sebastian Kurz begann „in den Gewässern der FPÖ zu fischen“, wurde das Thema vom politischen Rand ins Zentrum gerückt und dies brachte auch der Volkspartei ihren großen Erfolg bei den darauffolgenden Wahlen ein.


Allerdings hat die FPÖ nicht nur das Thema Migration für sich gepachtet. Sie scheint auch die einzige Partei zu sein, die gegen die extremsten, meist wohlgemeinten aber doch fehlgeleiteten, Auswüchse der politischen Korrektheit auftritt, und jetzt kommt der entscheidende Punkt: sie ist auch die einzige Partei, die - mehr oder weniger offiziell - gegen die EU auftritt.


Der politik- und demokratiekonformste Weg, seinen Unmut über den momentanen Verbleib Österreichs in der EU zu äußern, war also eine Stimme für die FPÖ.

Wieder fühle ich an dieser Stelle die Notwendigkeit, zu betonen, dass ich selbst diese Partei nie wählen würde und ein stolzer EU Bürger bin. Allerdings glaube ich, immer besser zu verstehen, warum es Menschen gibt, die sie doch wählen. Diese Partei liefert leichte Antworten auf komplexe Fragen, die sonst niemand beantworten will. Während die anderen versuchen, die EU Schritt für Schritt zu reformieren, ist die FPÖ mit dem Zündholz zur Stelle und bereit, die Lunte zu entfachen. Es ist also nicht nur so, dass die dümmsten Kälber ihre Schlächter selber wählen, sie wählen vielmehr den einzigen, der ihre Sprache spricht. Als Politiker müsste man also Kälbisch lernen.


Nur so kann ich mir erklären, dass die Menschen in Österreich trotz offensichtlichster Faktenlage gegen ihre eigenen Interessen wählen.

Was also soll man tun? Ich glaube, die einzige Möglichkeit, die Menschen aus dem geistigen Pestloch das diese Partei ist, herauszuholen, ist offener Dialog. Offene, ehrliche Gespräche über all die unliebsamen Themen, die uns beschäftigen: Migration, das Verhältnis zwischen Männern und Frauen, zwischen Armen und Reichen und zwischen den Menschen und unserem Planeten. Denn es gibt doch für mich einen Wermutstropfen bei dieser EU Wahl und das ist der Zugewinn der grünen Parteien in ganz Europa.


Da ich diese Zeilen schreibe, wird auch unser Bundeskanzler abgewählt, die politische Zukunft ist also weiter ungewiss, doch bin ich der festen Überzeugung, dass offene, ehrliche Gespräche uns sicher (oder zumindest so sicher wie möglich) durch diese chaotischen Zeiten bringen werden.


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