Meine 10 Geld-Gebote
- alrasumofsky
- 21. Apr. 2024
- 7 Min. Lesezeit
Es gibt unglaublich viele Regeln, wenn es ums Thema Finanzen geht. Die meisten haben einen netten Namen und spielen auf eine Prozentzahl oder auf andere Zahlen an (wie die 4% Regel, die 72er Regel, oder die 3- Bucket-Strategie). Über all diesen Regeln stehen aber ein paar Grundregeln zum Thema Geld, die in allen möglichen Ratgebern zu finden sind. Nachfolgend meine Top Ten Regeln, die dabei helfen sollen, die eigenen Finanzen besser in den Griff zu bekommen:
1. Notgroschen: Die richtige Reihenfolge bei der Geldanlage einhalten
Das wichtigste Vorweg: Zuerst muss man sich Luft zum Atmen verschaffen. Wenn man jeden Monat Angst davor haben muss nicht ganz über die Runden zu kommen, wird man keine Chance haben, Vermögen aufzubauen. Wer einen kleinen Notgroschen hat, der lebt bereits viel leichter in den Tag hinein. Die meisten Bücher, die ich bisher gelesen habe, empfehlen 3-6 Nettomonatseinkommen auf der hohen Kante zu haben, aber abhängig vom eigenen Sicherheitsbedürfnis kann das natürlich auch mehr sein. Weniger als die 3 Nettomonatsgehälter sollten es allerdings nicht sein. Und was macht man mit diesem Geld? Man legt es auf ein Tagesgeldkonto, sodass man immer darauf zugreifen kann, ohne Angst davor haben zu müssen, dass das Geld einmal nicht gut greifbar ist, wenn man es in einem Notfall braucht. Dieses Geld ist dein Schutzschild gegen die alltäglichen Probleme und kleinen Notfälle (wenn die Autoreifen ersetzt werden müssen, oder der Kühlschrank kaputtgeht), die dich sonst dazu zwingen würden, einen kurzfristigen Kredit mit horrenden Zinsen aufnehmen zu müssen.
2. Pay yourself first:
Eine der Regeln, die ebenfalls immer wieder erwähnt wird: Sobald du Geld bekommst, weist du es einem gewissen Zweck zu und verminderst so das Risiko, Geld für Dinge auszugeben, für die du eigentlich gar nichts ausgeben wolltest. Wenn du also dein Gehalt bekommst, zweigst du sofort einen gewissen Anteil davon für deine finanziellen Ziele ab. Wenn du zum Beispiel noch keinen Notgroschen angespart hast, ist das der Zeitpunkt einen Teil deines Gehalts auf ein Tagesgeldkonto zu überweisen. Wer damit bis an den Ende des Monats wartet, wird meistens merken, dass vom Geld nicht mehr viel übrig ist. Deshalb soll man immer den Gehaltsmonat damit beginnen, sich selbst ein kleines (Spar-) Gehalt zu zahlen.
3. Assets vs. Liabilities, kenne den Unterschied.
Dieser Regel bin ich erstmals in Robert Kiyosakis „Rich Dad, Poor Dad“ begegnet. Das Buch selbst ist ein Klassiker der Finanzliteratur und sehr empfehlenswert. Kiyosaki schreibt in einem Kapitel dieses Buches darüber, dass reiche Menschen „Assets“ (Vermögenswerte) besitzen, also Dinge, die Geld in die Taschen ihrer Besitzer spülen, während die meisten armen Menschen „Liabilities“ (also Verbindlichkeiten) besitzen, die sie Geld kosten. Ein Beispiel für ein Asset wäre eine Aktie, die Dividenden auszahlt und im Wert steigt oder eine vermietete Eigentumswohnung. Eine Liability hingegen wäre ein Auto, also ein Gegenstand der tendenziell an Wert verliert (obwohl das manche Autobesitzer vielleicht gekonnt ignorieren). Manchmal glaubt man auch, einen Vermögenswert zu besitzen, allerdings mag es sich dabei um eine Verbindlichkeit handeln. Das typische Beispiel wäre ein Ferienhaus, das zwar einen relativ hohen Wert hat, aber keinen positiven Cashflow generiert, denn man steckt nur Geld in die Instandhaltung und bekommt kein Geld für den Erhalt der Immobilie. Diese Ferienwohnung mag zwar, genauso wie der geliebte neue Tesla, einen großen emotionalen Wert haben, man sollte sich aber nicht vormachen, damit Geld zu sparen, oder ein gutes Investment gemacht zu haben.
4. Gute und schlechte Schulden: Vermeide die schlechten.
Es mag paradox klingen, aber so wie es bessere und schlechtere Menschen gibt, so gibt es auch bessere und schlechtere Schulden. Die Schlimmsten unter allen (also praktisch die Andreas Gabaliers der Schulden) sind Konsum- und Dispokredite. Hier zahlt man schon mal 12% und mehr für’s Geldausborgen. Wenn man also 100€ ausborgt, muss man 112 zurückzahlen. Ein inakzeptabler Handel für jeden, der sein Vermögen aufbauen will. Wenn man allerdings zum Beispiel einen Niedrigzinskredit (sagen wir einmal 1,5%) auf sein Wohneigentum laufen hat, zahlt man im Jahr für den Kredit nur 1,5% (plus allfällig anfallende Gebühren). Man zahlt also dafür, dass man die Kaufkraft von 100000€ bekommt im nächsten Jahr „nur“ 1500€. Bei einer jährlichen Inflation (also Geldentwertung) von annährend 10% kann das durchaus ein guter Deal sein, denn wenn ich mir heute für 100000€ etwas kaufen kann, muss ich dafür im nächsten Jahr schon um 10% mehr zahlen. Wer Schulen hat, sollte sie übrigens auch dementsprechend vom höchsten Zins zum niedrigsten abbezahlen. Zuerst also die 10% Kreditkartenschulden aggressiv attackieren und erst dann die 1,5%.

5. Lass dein Geld für dich arbeiten
Sobald man seinen Notgroschen aufgebaut hat, kann man damit beginnen, sein Geld für sich arbeiten zu lassen. Diese Idee hat mich bereits in der Schule fasziniert. Wer heute 10000€ zur Verfügung hat und dieses Geld im Moment nicht braucht, der kann bei einem jährlichen Zinssatz von 7% (einer durchaus realistischen Annahme bei einem weltweit gestreuten Aktienportfolio) sein Geld bereits in 10 Jahren verdoppeln. Hier gilt, je früher man mit dem Sparen beginnt, desto besser. Nehmen wir an, eine wohlwollende (und wohlhabende) Oma legt für einen ihrer Enkel 10000€ bei dessen Geburt an und verrät dem Enkel bis zu seinem 40ten Geburtstag nichts von dieser Summe. Am Ende der Zeitspanne hätte das Kind (oder dann eben der Mensch Anfang 40) bei 7% jährlicher Rendite eine stolze Summe von 150000€ im Depot. Greift er die Summe bis zur Pension mit 65 nicht an, wären es sogar 812000€… Ohne jemals einen Finger gerührt zu haben. Damit könnte man dann in der Pension schon die eine oder andere Kreuzfahrt machen.
6. Steuern minimieren
Was auf den ersten Blick unmoralisch klingt, sollte trotz allem für jeden selbstverständlich sein. Steuern sind ein wichtiges Instrument des Staates, um die eigenen Ausgaben zu finanzieren. Gerade in einem Sozialstaat wie Österreich dienen sie dazu, einen gewissen Lebensstandard für die breite Bevölkerung zu etablieren. Ohne unsere Steuern hätten wir zum Beispiel keine funktionierende Krankenversorgung. Abgesehen davon steht es aber jedem von uns zu, nicht mehr als unbedingt nötig zu zahlen und es gibt verschiedene Möglichkeiten, die eigene Steuerlast zu reduzieren. Ich habe es zum Beispiel heuer als Alleinverdiener gemerkt, denn hier gibt es einen Absetzbetrag von dem meine gesamte Familie profitiert. Von diesen kleinen „Zuckerln“ muss man allerdings wissen, dass es sie gibt und wo man sie finden kann. Eine Fundgrube für gute Tipps diesbezüglich ist die Steuerbroschüre der Arbeiterkammer. Wer mehr Geld umsetzt, kann natürlich auch einen Steuerberater in Anspruch nehmen… auch die Kosten für diese Beratung kann man später von der Steuer absetzen.
7. Bewusstes Ausgeben
Es gibt im Endeffekt nur zwei Varianten, sein Kapital zu erhöhen: man kann mehr sparen, oder mehr verdienen. Und irgendwann ist beim Sparen eine Grenze erreicht, die man nicht leichtfertig überschreiten sollte. Denn wenn man sich nur noch von Nudeln ernährt, die im Nudelwasser des Vortags gekocht wurden, ist die langfristige Gefahr sehr hoch, dass man 100%der nächsten Gehaltserhöhung für eine neue Wohnzimmerwand auf den Kopf haut, anstatt einen sinnvollen Anteil der Gehaltsteigerung für den Vermögensaufbau auf die Seite zu legen. Es gilt, dass das „Money Game“ viel mehr von einem Marathon als von einem Sprint hat und schon auf der Reise zum finanziellen Ziel sollte man sein Leben genießen. Was bringt es einem, wenn man mit 70 Millionär ist, aber nie den Teil der Welt gesehen hat, von dem man schon sein Leben lang träumt und das BEVOR das Hüftgelenk den Geist aufgibt. Es macht daher durchaus Sinn, in gewissen Lebensbereichen eben nicht aufs Geld zu achten, sondern den Spaß und die Qualität des Lebens in den Vordergrund zu stellen.
8. Sei dir darüber bewusst, was dein Geld macht
Das Verfolgen der eigenen Ausgaben, wenn man langfristig Geld sparen will, ist ein bisschen wie das Auf-Die-Wage-Stellen, wenn man Gewicht verlieren will. Man kann zwar nach seinem Bauchgefühl, oder dem kurzen Blick in den Spiegel gehen, aber wirklich schwarz auf weiß sieht man seine aktuelle Lage nur wenn man sich die Zahlen anschaut. Wer wissen will, wohin sein Geld jeden Monat so schnell verschwindet, sollte seine Ausgaben ganz genau beobachten und nachverfolgen. Dabei muss man sich nicht zum Sklaven seines eigenen Budgets machen. Im Gegenteil: Man kann das Erstellen eines Budgets auch dazu nutzen, Geld an Bereiche seines Lebens zu verteilen, in denen man gerne mehr investieren würde. Wer zum Beispiel mehr Zeit mit seinen Freunden verbringen will, kann gleich beim Budgetieren für den Monat einen großzügigen Betrag dafür vorzusehen. So garantiert man sich selbst einige schöne Momente im Lauf des Monats.
9. Kenne dich selbst
Diese Regel gilt nicht nur für unseren Alltag, sondern auch für unser finanzielles Leben. Wer von sich selbst behauptet, eine hohe Risikotoleranz zu haben, sollte sich auch selbst die Frage stellen: „Wie hoch ist sie wirklich?“. Die jährliche Durchschnittsrendite bei Aktien liegt zwar bei ca.7%, allerdings ist dies ein Durchschnittswert und dementsprechend nimmt man alle Berg- und Talfahrten auf dem Weg zum Gipfel mit. Jede Assetklasse macht einmal eine Talfahrt durch und bei einem richtigen Crash kann das Investment zwischenzeitlich schon die Hälfte seines Werts verlieren. Was würde es für dich bedeuten, wenn du 1000€ irgendwo investiert hättest und dieses Geld plötzlich nur noch 500€ wert wäre… was, wenn es sich um 100000€ handelt, was wenn die Millionen, die man in jahrelanger Arbeit angespart hat, plötzlich nur noch die Hälfte wert ist? Je nach der eigenen Risikotoleranz sollte man auch sein Geld in riskantere und weniger riskante Anlageformen aufteilen, damit man nachts noch gut schlafen kann. Vor allem ist hier wichtig, dass man ehrlich zu sich selbst ist und versucht, die eigenen blinden Flecken zu erkennen. Denn wer glaubt, dass er einen 50%igen Kursverlust so einfach wegstecken kann, oder dass er sich besser bei der Analyse einer Aktie auskennt als die Analysten eines großen Hedgefonds, der muss sich vor allem vor sich selbst verantworten können.
10. Kopf runter und an den Plan halten
Wer sich dann aber für einen Plan entschieden hat, sollte ihm auch folgen. Es bringt nichts, zu sagen, dass man eigentlich auf eine Immobilie spart, aber für die nächsten 5 Jahre will man sein ganzes Geld in hochriskante Anlageklassen stecken (z.B. Bitcoin), weil man dort mit einer besseren Rendite rechnet. Niemand kennt die Zukunft und das Marktgeschrei von heute ist schon der Blödsinn von morgen. Benjamin Graham, der Vater der Investitionsform des „Value-Investments“, vergleicht in seinem Klassiker „The intelligent Investor“ den Markt mit einem lauten Nachbarn. Man stelle sich vor, man besäße den Anteil einer Firma in der Nachbarschaft und jeden Tag käme Herr Markt daher, und würde dir anbieten, den Anteil zu kaufen. An manchen Tagen erscheint dir der Preis, der dir geboten wird als zu hoch, an anderen fair und an wieder anderen als zu niedrig. Graham betont, dass der Markt in kurzfristigen Zeiträumen immer etwas irrationales an sich hat. Er ist ganz abhängig von der Psychologie einer Masse und allen damit verbundenen Hysterien. Langfristig ist der Markt aber laut Graham immer ein gutes Messgerät, das den eigentlichen Wert eines Unternehmens erkennt. Man muss sich also für einen Plan entscheiden und darf sich nicht von dem Geschrei der Stunde davon abbringen lassen.
Das waren meine 10 wichtigsten Geldregeln. Ich bin mir sicher, dass ich sie im Laufe der Zeit noch ergänzen oder adaptieren werde. Ich bin auch gespannt auf gegenteilige Meinungen, die ich gerne mit euch diskutiere!








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