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Osterruhe

  • alrasumofsky
  • 4. Apr. 2021
  • 5 Min. Lesezeit

Wir befinden uns im Jahre 2021 n.Chr. Ganz Ostösterreich ist, WIE ES SICH GEHÖRT, zuhause… Ganz Ostösterreich? Nein! Ein kleiner Teil der Bevölkerung macht sich trotz der verordneten Osterruhe auf den Weg und streift durch die Straßen und Gassen Ostösterreichs auf der Suche nach Frischluft, Erholung und Freizeitentspannung.


Wie konnte das passieren? Wo doch die Bundesregierung so artig gehofft und appelliert hat? Während diese schlimmen, bösen Unregierbaren also machen, wonach ihnen der Kopf steht, hocken die braven Bürger*innen weiter zuhause und sind verwirrt, denn sie wissen nicht, ob sie jetzt eigentlich die Mama und den Papa gleichzeitig besuchen dürfen, oder ob das nur noch an ungeraden Wochentagen gilt, wenn sie alleine ins Haus der Eltern gehen, während der Ehepartner vor der Tür der Schwiegereltern wie ein angeleinter Hund wartet und La Cucaracha singt. Oder vielleicht geht der Schwiegersohn gleich selber zu einer anderen wichtigen Bezugsperson, nur um dort zu bemerken, dass gerade der ganze Haushalt in Quarantäne ist, weil man seit 3 Wochen auf das vierte verschlampte Testergebnis wartet. Irgendwas ist faul im Staate Österreich.


Ich bin in der letzten Woche zu einer eigenen These gekommen, warum sich ein Teil der Bevölkerung nur noch sehr mäßig an all die Apelle und Vorschläge der Regierung hält. Auch wenn das vielleicht ein bisschen esoterisch klingt, glaube ich, dass sich die Bevölkerung einfach nichts mehr von diesem korrupten Haufen sagen lassen will. Jetzt werden einige sagen: Aber was hat das mit der Pandemie zu tun? Ich kann mich ja auch herrlich an die Ausgangsbeschränkungen halten, während ich mich über den Chatverlauf vom Pilnacek aufrege, oder über die Bestellung von Thomas Schmid zum Vorstand der ÖBAG (ich liebe meinen Kanzler), oder über den Skandal rund um die Impfstoffbeschaffung, wo anscheinend zusätzliche Impfdosen aufgrund des internen Hickhacks zwischen Schwarz und Grün nicht bestellt wurden. Im Ärger über diese Dinge kann man doch auch zuhause rotieren, oder die Wände hochlaufen, da muss man doch gar nicht vor die Tür und seinem Ärger wie ein Anarchist und Staatsfeind draußen „Luft machen“. Als ich mich brav indoor-aufregte, meinte meine Mutter zum Beispiel unlängst: Ich reg mich darüber schon lange nicht mehr auf… ich will gar nicht alles wissen.


Das brachte mich zum Nachdenken. Es geht sicher nicht nur meiner Mutter so. Irgendwie haben wir uns schon daran gewöhnt, dass in Österreich auf politische Skandale keine Konsequenzen folgen, sondern eine allgemeine Apathie in der Bevölkerung. Solange wir unser Schnitzel haben, sind wir eben happy!


Immer neue Skandale werden aufgedeckt, diskutiert, durch die Medien gepeitscht und dann wieder zugedeckt, als hätte es sie nie gegeben. Paradoxerweise ist gerade H.C. Strache hier als positives Beispiel zu nennen. Wer weiß, ob er im momentanen politischen Klima überhaupt zurücktreten müsste. Einfach weitermachen, so lautet momentan die Devise. Und während für die Privatbevölkerung ein deplatziertes Wort in den sozialen Netzwerken zur Kündigung führen kann, gilt in der Politik die Unschuldsvermutung.


Aber was macht das mit einer Bevölkerung? Ich geh jetzt einmal von mir persönlich aus. Ich persönlich empfinde mittlerweile so etwas wie eine innere Genugtuung dabei, wenn ich etwas tue, womit ich „denen da oben“ eins auswischen kann. Angefangen mit dem Treffen von anderen Personen. Vor kurzem saß ich noch in Kärnten vor meinem Haus mit 2 Freunden zusammen (alle getestet und an der frischen Luft). Ich habe kurz überlegt, ob das eigentlich legal ist und dachte mir dann… naja, wenn die Regierung machen darf, was sie will, warum sollte ich das nicht auch können. Warum sollte ich mich einen Deut um sich minütlich erneuernde Verordnungen scheren, solange ich mich nicht in unmittelbare Gefahr begebe. Die Lage ist zu undurchsichtig und wechselhaft, als dass ich mich daran halten könne. Wenn ein Polizist zu mir käme und mir sagen würde, dass an Mittwochen aufgrund der Corona-Verordnung nur noch blaue Schuhe erlaubt wären, warum sollte ich ihm das nicht glauben. Wenn sich dann noch von unseren Kleptokraten niemand an irgendwas hält, warum sollte dann ich?


Für jemanden wie mich, der daran glaubt, dass es das Coronavirus gibt, ist es dann recht einfach, mein Handeln an der moralischen Linie meines Hausverstandes auszurichten. Für alle anderen liefert die folgende Frage so etwas wie einen Schnelltest in moralischen Belangen: Immer, wenn man sich nicht sicher ist, ob etwas unmoralisch ist oder nicht, sollte man sich fragen: Würde dieses Verhalten ein Mitglied der Regierung zum Rücktritt bewegen? Meistens ist die Antwort: „Nein“.


Sollte ich Steuern hinterziehen – warum nicht, wenn niemand draufkommt.


Sollte ich mich an Abstandsregeln halten – wenn mich dabei niemand beobachten kann, wird schon nichts passieren.


Sollte ich den Nachbarn umbringen, weil er mir schon so auf die Nerven geht – hmmm, kommt ganz darauf an, in welchem Ministerium er arbeitet.


Wenn wir also diesen neuen moralischen Kompass anwenden und ich glaube, dass viele der Demonstrant*innen, die sich mittlerweile allwöchentlich im Prater versammeln, sich an diesem Leitstern der Immoralität orientieren, dann braucht uns nur noch wenig zu wundern.

Man denke nur an die Trump-Jahre und an die Verrohung der US-amerikanischen Öffentlichkeit. Es ging in den Jahren der Regierung Trumps immer weniger darum, was man durfte und immer mehr darum, was nicht explizit verboten war. Bill Maher hat es in seiner HBO-Sendung Real Time einmal sehr gut zusammengefasst, als er Trump mit dem Maultier „Gus“ in einem Film verglich. In diesem Film geht es um besagten Gus, der einen Football über 100 Yards treten kann (was anscheinend recht weit ist) und weil es in den Regeln der Footballliga nirgends explizit heißt, dass man kein Maultier im Team haben darf, wird Gus kurzerhand ins Team aufgenommen. Maher vergleicht den Film mit Trumps Politik und meint, dass das System Amerika nur aufgrund von Normen und Konventionen über so lange Zeit so „gut“ funktioniert habe. Wenn man irgendwann nicht mehr fragt: „Was sollte ich in dieser Situation tun?“, sondern „Was ist nicht ausdrücklich verboten?“, dann kommt man schnell an einen Punkt, wo die Normen zu bröckeln beginnen.


Nur bröckeln mit diesen Normen auch andere Dinge. Mit jedem ungeahndeten Mittelfinger an die Bevölkerung wächst die Politikverdrossenheit der Bevölkerung und der Umgangston verroht. Die Politikverdrossenheit macht sich in niedriger Wahlbeteiligung bemerkbar, in der Apathie, die man dem Thema Politik entgegenbringt und in verhärteten Fronten zwischen denen, die sich noch immer für das Thema interessieren. Die Verrohung des Umgangstons macht sich in einer immer größeren Bereitschaft innerhalb der Bevölkerung bemerkbar, die Regeln, die von oben aufgestellt wurden zu ignorieren.


Allerdings sind Rücktritte tatsächlich schwierig und es gibt hier tatsächlich einen Raum für Debatten. In letzter Zeit werden vor allem von blauer Seite immer wieder Rücktritte gefordert. Käme man jeder dieser Forderung nach, gäbe es vermutlich außer Herbert Kickl bald keine Politiker*innen mehr in Österreich. Wenngleich ein Rücktritt nicht die erste Lösung bei einer Verfehlung sein kann, oder muss, so muss es doch Szenarien geben, in denen er als einziges probates Mittel bleibt. Bei einigen Mitgliedern unserer Regierung ist dieser Punkt meiner Meinung nach bei weitem überschritten.


Bei diesem ganzen Hickhack geht es schlussendlich immer um das Verhältnis zwischen der Bevölkerung und den Menschen an der Spitze eines Staates und darum, was diese Politik der Konsequenzlosigkeit für Auswirkungen hat.


Hier noch ein paar Abschlussgedanken zu dieser Form der moralischen Korruption:


Manchmal frage ich mich, wie viele Häuser am Land eigentlich ohne Schwarzarbeit aufgestellt werden würden. Es wundert mich nicht, dass Schwarzarbeit, die ja im Prinzip eine Form der Steuerhinterziehung ist, in Österreich als Kavaliersdelikt gilt. Wer würde freiwillig einen Teil seines/ ihres schwer verdienten Geldes diesem System in den Rachen werfen? Vielleicht ist es ja eine gute Sache, dass die ganzen Firmen, die von der Coronakrise profitiert haben (Link am Ende des Blogposts), ihr Geld am Staat vorbeigeschleusen. Denn je mehr Geld der Staat hat, desto mehr Geld können unsere Kleptokraten ihren Freunden in der Privatwirtschaft in die Hand spielen. Vielleicht wäre das Ganze auch unverändert, wenn die Menschen in den obersten Positionen selbst mit gutem Beispiel vorangehen würden. Wir werden es vermutlich nie erfahren.


Nachfolgend die Links und wie immer freue ich mich über Kommentare


Bill Maher und Gus:

https://www.youtube.com/watch?v=QA9ak5rKmOY


Peter Klien zu den Coronagewinnern:

https://www.youtube.com/watch?v=J_reViTUv58




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