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Wie kann man Marko Arnautovic helfen?

  • alrasumofsky
  • 20. Juni 2021
  • 5 Min. Lesezeit

Marko Arnautovic, der momentane Funkler am österreichischen Fußballhimmel neben dem Fixstern David Alaba, sorgte in der letzten Woche mit seinem Torjubel für Aufruhr. Was das mit Starkult, berühmten Sätzen und einer Entschuldigungskultur zu tun hat, lest ihr hier. Mit einem Lösungsvorschlag für das Problemkind Arnautovic.


Marko Arnautovic, der berühmte österreichische Torjäger, soll sich über sein Tor gegen Nordmazedonien so gefreut haben, dass er einen Fußballer der Gegenmannschaft rassistisch beschimpft haben soll. Natürlich entschuldigte er sich kurz darauf und nach einer Sperre für ein Spiel darf er beim Nächsten wieder dabei sein. Menschliches, allzu Menschliches! Wem von uns ist nicht schon einmal in der Freude die ein oder andere Beleidigung gegen unsere Mitmenschen rausgerutscht? Gerade letztens habe ich mich so über das Wachstum meiner Gartenpflanzen gefreut, dass ich meinen Nachbarn einfach anschreien musste.


(Wörtlich: “Schau, wie schön die Paprika sprießen, du verdammter albanischer Hurensohn“)


Marotte aus vergangenen Zeiten


Vielleicht ist das eine Marotte aus meinen aktiven Fußballzeiten. Ich spielte Fußball bis zu meinem 14ten Lebensjahr, so glaube ich mich erinnern zu können. Wie jedes Kind am Land stand ich irgendwann vor der Wahl, ob ich meine Freizeit in Zukunft im Fußballverein oder in der Blasmusik verbringen wollen würde und bei mir war es eine klare Entscheidung für die Blasmusik.


Ich kann mich nicht mehr gut an all die Spiele und Trainings erinnern. Ich weiß nur noch, dass ich eigentlich kein guter Fußballer war. Ich war ehrgeizig und ein schneller Läufer, allerdings fand ich nie wirklich Anschluss zu den anderen. Vermutlich auch, weil mich Fußball außerhalb des eigenen Spiels überhaupt nicht interessierte. Aus dieser Zeit kann ich mich an wenige gute Dinge erinnern und an noch weniger Freunde und ich weiß nur noch, dass man oft mir die Schuld gab, wenn irgendwo ein Tor fiel… auch wenn es, was nicht unüblich war, das 20te bei einem Endstand von 25 zu 4 war; Nicht unüblich in diesen Schülerligen, wenn die eine Mannschaft schon den nächsten Wachstumsschub hinter sich hat und die andere noch nicht.


Ein Ereignis ist mir allerdings aus meiner aktiven Fußballzeit in Erinnerung geblieben. Ich muss damals 10 gewesen sein und unser Verein hatte die Ehre, die Balljungen für ein Spiel des Klagenfurter Fußballclubs zu stellen. Dieser Verein hatte damals einen Star – an dessen Namen ich mich nicht mehr erinnere – und zu diesem Star schauten alle meine Teamkollegen auf. Sie wollten so spielen wie er. Sie beobachteten seine Spielzüge und analysierten sie mit einer Genauigkeit, die ihnen in der Schule immer fehlte. Jeder hatte sich darum gerissen, als Balljunge mit diesem Star einzulaufen, doch natürlich rannte ich mit ihm ein, ohne zu wissen, wer er überhaupt war. Ich, den das ganze damals eigentlich genauso interessierte, wie die außenpolitische Lage in Burma.


Als aber dieser Mann, von dem mir die anderen gesagt hatten, dass er ein Star sei, die Hand nach dem Einlaufen auf die Schulter legte, fühlte ich mich doch irgendwie stolz. Ich weiß nicht warum, aber irgendwie war mir fast, als hätte ein bisschen von seinem Glanz auf mich abgefärbt. Wie muss sich er erst gefühlt haben, als er sah, dass die ganzen Burschen nach dem Spiel zu ihm kamen, um von ihm ein Autogramm zu erbitten? Sowas muss doch einen gewaltigen Egopush in der bewunderten Person hervorrufen! Wie groß muss dieser Push erst sein, wenn so etwas auf einer internationalen Ebene passiert. Wenn man nicht nur in der Staudenliga erkannt wird, weil man gegen Schaßleiten an der Knatter das entscheidende Tor geschossen hat, sondern z.B. gegen Nordmazedonien? Ich kann mir diesen Push beinahe nicht vorstellen.


"Ich kann dein Leben kaufen"


Nachdem ich meine Fußballkarriere eben zu Gunsten der Blasmusik beendet hatte, verlor ich bald das Interesse am Fußball, aber ich beobachtete immer wieder mit Interesse die Karriere von Marko Arnautovic. Jetzt ist vielleicht Interesse das falsche Wort und vielmehr sollte ich vielleicht Unverständnis, oder Missfallen sagen. Arnautovic rückte damals in meinen Wahrnehmungshorizont, als er einem Polizisten bei einer Verkehrskontrolle gesagt haben soll: „Ich kann dein Leben kaufen.“


Ein Satz, der so entlarvend ist, wie selten ein Satz in der Geschichte der Literatur. Diese absolute Abwertung einer fremden Person, die nur ihrer Pflicht nachkommt, und das in einer Sprache, die an das reichhaltige Vokabular eines Kindergartenkindes erinnert. Hier wird irgendwo ein Nagel auf den Kopf getroffen.


(Eigentlich sollte man einmal eine Liste erstellen mit den besten Sätzen der jüngeren Geschichte. Auf Platz eins muss natürlich Meischbergers „Wo woar mei Leistung?“ stehen… ohne Frage)


Diese Geschichte zeigt für mich, wie sonst wenig, dass man manchen Menschen nichts Gutes damit tut, wenn man sie zu Stars macht.


Öffentliche Entschuldigungen


„Aber“, werdet ihr zurecht denken, „es hat doch jeder eine zweite Chance verdient und man soll doch auch Entschuldigungen für Fehlverhalten gelten lassen können“.


Ich bin da ganz bei euch. Und Arnautovic hat sich ja auch, nach dem Rummel in der Presse, für sein Verhalten entschuldigt. Allerdings ist eine Entschuldigung in Wahrheit immer nur der erste Schritt. Das zeigt die nordmazedonische Aktion der letzten Woche.


Nachdem sich Arnautovic bei diesem Beamten entschuldigt hatte, und sich anscheinend doch gegen einen Kauf des Lebens entschieden hatte (Vermutlich aufgrund der Nebenkosten… Notar und so… wo geht man überhaupt hin, wenn man das machen will? Bestellt man das auf Amazon?), wurde es wieder mehr oder weniger ruhig um diesen Menschen. Zumindest für mich… während seine Fans sich weiterhin um sein Schicksal kümmerten und hofften, dass ein bisschen von seinem Glanz auf sie abfärben würde, beschäftigte ich mich mit anderen Dingen, die vielleicht in ihrer Wichtigkeit nicht mit Marko Arnautovics lebensaufkaufendem Potential gleichzustellen sind, aber doch irgendwie für mich eine Bedeutung hatten.


Letzte Woche wogten allerdings die Medienwogen wieder hoch und besagter Fußballer war wieder voll im Zentrum der Aufmerksamkeit… eh schon wissen, womit. Wieder folgte eine Entschuldigung und auch eine Strafe vonseiten der UEFA, die ihn für ein Spiel sperrten. Jetzt sei einmal dahingestellt, dass diese Sperre in Wahrheit an Scheinheiligkeit nicht zu überbieten ist. Die Emotionen beim Fußball gehen eben hoch und drohen manchmal sogar damit, komplett mit den Spielern durchzugehen. Manchmal muss dann eben der eine Spieler dem anderen das Maul zu halten, wie einem Tier. Das ist ja auch einer der Gründe dafür, warum die Leute überhaupt ins Stadion gehen. Genau das wollen sie sehen und je größer das Badboy-Image ist, desto eher werden sich auch Leute finden, die sich spitzbübisch über Skandale freuen, oder wie ich maßlos darüber aufregen können.


Sinnlosigkeit dieser Entschuldigung und Lösungsvorschlag


Allerdings sollte man sich auch überlegen, was eine Entschuldigung von einer Person wie Marko Arnautovic zu bedeuten hat, für den der Prozess der Besserung mit der Entschuldigung vorbei ist. Wir sollten über die Regeln für öffentliche Entschuldigungen nachdenken. Während einige trotz aller Anzeichen dafür, dass sie sich geändert haben, nicht mehr ins Rampenlicht der Öffentlichkeit zurückkönnen (wie z.B. Louis C.K.), tun andere mit einer einfachen Entschuldigung alle Vorwürfe ab und machen einfach weiter. Der Wert der Entschuldigung kann dann ebenfalls hinterfragt werden, wenn sich ähnliche Aktionen immer wieder häufen.


Hier also mein Lösungsvorschlag: Peter Cech, der berühmte tschechische Torwart, spielte, nachdem er sich einen Schädelbasisbruch zugezogen hatte, Zeit seines Lebens mit einem Helm, der zu seinem Markenzeichen wurde. Analog dazu wäre Arnautovic sehr mit einem Maulkorb geholfen. Damit könnte man die blöden Aussagen auf ein Nuscheln minimieren und falls er auf die Idee kommt, jemanden zu beißen, braucht er sich nicht danach dafür zu entschuldigen. Win-Win!

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