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Impfpflicht! Ja? Nein?

  • alrasumofsky
  • 19. Juli 2021
  • 6 Min. Lesezeit

Egal, wie man zu ihr stehen mag, bei der Debatte um die Impfpflicht zeigt sich vor allem die Zahnlosigkeit der österreichischen Politiker.


Ich will mit dem (gefühlt) weniger kontroversen Thema beginnen: mit der Testpflicht. Es war und ist mir ein Rätsel, warum es nicht möglich war, die Leute zum Testen zu zwingen… nicht dauernd. Also in dem Sinn, dass jeden Tag ein uniformierter JVP-Mann an der Tür klopft und sagt: „Präsentieren Sie die Nase“, sondern einmal punktuell und in besonders stark von der Pandemie betroffenen Gebieten! Nicht einmal dort war es möglich, die Leute alle dazu zu zwingen, sich zu testen.


Wovor hatte die Politik Angst? Gab es so viele Menschen, die an den Tests starben? Tatsächlich gab es diesen einen Fall, wo Gehirnflüssigkeit nach dem Test aus der Nase einer Patientin auslief, jemand also statt eines Testes eine moderne Form der Mumifizierung durchlaufen musste. Allerdings handelte es sich dabei um einen Einzelfall (die FPÖ-WählerInnen werden mit diesem Wort vertraut sein), eine „absolute Rarität“, wie immer wieder betont wurde und die Frau schien schon davor ein Loch in ihrem Schädel gehabt zu haben. Erst durch diesen Unfall kamen die Ärzte darauf, dass hier ein Loch in der Schädelwand war, welches dann geschlossen werden konnte.



Selbst wenn also Gehirnflüssigkeit auslaufen sollte, ist das ein Indiz dafür, dass hier vielleicht ein Loch an einer Stelle vorliegt, wo keines sein sollte. Die Tests forderten also nicht einmal ein Todesopfer. Nicht einmal eine allergische Reaktion auf den Wattebausch scheint vorgekommen zu sein, oder dass sich jemand an dem Behälter der PCR-Mischung verschluckt und daran stirbt… nicht einmal so etwas. Beachtlich, wenn man bedenkt, wie viele Tests hier durchgeführt worden sind.


Zwang und Demokratie


Ich verstehe auch, dass Zwang in einer Demokratie immer schwierig ist. Bei unseren Pfeifen an der Spitze kann es natürlich immer sein, dass man zu einem absoluten Blödsinn gezwungen wird. Ich könnte mir zum Beispiel vorstellen, dass man uns alle dazu zwingt, 10 Runden um das größte Möbelstück in der Wohnung zu laufen… einfach so. Ohne erkennbaren Grund, nur vielleicht, weil es sich hierbei um die einzige Thematik handelt, für die sich sowohl Päm Rendi Wagner als auch H.P. Doskochill begeistern können.


Aber gewisse Zwänge sind durchaus sinnvoll. Ein Gesetz ist im Prinzip ja nichts anderes als ein Zwang zu etwas, oder die Verschriftlichung der Tatsache, dass meine Handlungen Konsequenzen haben. Wenn ich gezwungen werde, ins Gefängnis zu gehen, sobald ich jemanden umbringe, ist das ein prosozialer Zwang und nichts anderes. Wenn also der aktuelle Forschungsstand besagt, dass wir durch eine einmalige Testpflicht, also durch das geringste Übel, Menschenleben retten können, da wir so Infektionsketten durchbrechen können, warum ist dann niemand dazu in der Lage, diesen Zwang durchzusetzen?


Warum also keine punktuelle allgemeine Testpflicht? Vor allem, wenn man durch eine Infektion nicht nur sich selbst, sondern auch die Menschen im eigenen Umfeld gefährdet.

Das man hier nicht härter durchgreifen konnte, wird mir wohl immer ein Rätsel bleiben.

Angst vor der Impfpflicht


Die Angst vor der Impfpflicht ist dagegen für mich verständlicher, aber immer noch irrational.

Gerade zu Anfang der Pandemie war ich selbst skeptisch gegenüber einer Coronaimpfung. Ich dachte mir damals, dass der Staat so viel Interesse daran hat, dass endlich wieder alles in geregelten Bahnen verläuft, dass er auch vor einem überhasteten Impf-Rollout nicht zurückschrecken würde. Wer weiß schon, so dachte ich mir, was diese Impfung dann für Nebenwirkungen haben würde?


Misstrauen


Weitere Pandemiepannen zeigten daraufhin, dass man dem Staat – oder prinzipiell großen Institutionen wie der Weltgesundheitsorganisation, der WHO – tatsächlich nur bedingt trauen könne.


Man denke nur an das Masken Hick-Hack, zuerst sagte nämlich die WHO, dass Masken keine positive Auswirkung auf die Gesundheit der Träger hätten è siehe https://edition.cnn.com/2020/03/30/world/coronavirus-who-masks-recommendation-trnd/index.html

Erst als genug Masken für alle da waren, schien sich die Empfehlung der WHO geändert zu haben. Hier z.B. die neuen Vorschläge zum Umgang mit Masken: https://www.who.int/emergencies/diseases/novel-coronavirus-2019/advice-for-public/when-and-how-to-use-masks Offensichtlich wurde also hier das Volk belogen, um genug Masken für Gesundheitsberufe zur Verfügung zu haben. Eine „noble Lüge?“ Ich glaube nicht. Ich glaube, diese Taktik kann im Endeffekt nur dazu führen, dass das Volk das Vertrauen in diese wichtigen Institutionen verliert und wenn die Wahrheit dann ans Licht kommt, schwindet das letzte bisschen Vertrauen.


Man denke auch an die These, dass das Virus aus einem Labor entwischt sei. Zuerst hieß es, dass dies durchaus möglich wäre, dann wurden die VertreterInnen dieser These als Verschwörungstheoretiker abgestempelt; Facebook ging zum Beispiel gegen Posts vor, die solche Thesen vertraten. Mittlerweile scheint die Diskussion wieder aufgerollt zu sein.

Dazu kommt das generelle Misstrauen, dass denkende Menschen unserer Regierung nach den Fauxpas der letzten Monate entgegenbringen; man denke an die Hygiene Österreich, die ÖBAG, das Kaufhaus Österreich, immer neue Chats, an das gebetsmühlenartig wiederholte Mantra, dass die Schule ein sicherer Ort sei, was man damals noch nicht wissen konnte (und was im Nachhinein betrachtet sicher ein Versuch war, die Schulen offen zu halten, egal ob dies nun für die Gesundheit der Beteiligten zuträglich sei oder nicht), und so weiter und so fort è siehe die Beiträge dazu hier im Blog… z.B. https://www.alrasumofsky.net/post/unterricht-in-zeiten-von-corona


Impfschäden


Auch die Angst vor Impfschäden ist für mich verständlich. Zum ersten Mal hatte ich bei einer Impfung ein mulmiges Gefühl, als man mir den Opel Astra unter die Haut jagte. Ich hatte so viel über die schwache Wirksamkeit des Impfstoffes gehört und darüber, was nicht alles schief gehen könne. Dementsprechend war ich auch verunsichert. Dazu kam die Tatsache, dass Kurz sich mit Astra impfen hatte lassen, was dem Image des Impfstoffes für mich den letzten Todesstoß versetzt hatte. Im Endeffekt hatte ich keine allzu starke Impfreaktion.


Doch egal, was man von der Glaubwürdigkeit der Regierung hält, irgendwann bleibt einfach nur der Blick auf die Zahlen. Im Zeitraum zwischen dem 27. Dezember 2020 und dem 2. April 2021 gab es bei 1,72 Millionen Impfungen 63 Todesfälle rund um den Impftermin. Woran diese Leute gestorben sind, sei jetzt einmal dahingestellt. Nehmen wir an, es wäre wirklich die Coronaimpfung und nicht die Altersschwäche, oder der Herzinfarkt, den das Dekolleté der jungen Ärztin beim frisch geimpften Pensionisten verursacht hat (ich entschuldige mich für dieses Klischeebild), dann käme, soweit ich mich nicht verrechnet habe, auf alle 27300 Personen ein Impftoter. Tatsächlich tragisch und man würde sich sehr genau überlegen, ob man ein Lotterieticket kaufen würde, bei dem der Preis jedes 27300ten Tickets der Tod ist. Bei Insgesamt 652000 Coronafällen in Österreich gab es dagegen 10726 Todesfälle; also starb jeder 60gte Infizierte. Die Fallsterblichkeit weltweit liegt bei etwa 2,31%. Diese Zahlen legen nahe, dass man trotz aller Risikofaktoren mit einer Impfung besser dran ist, als wenn man sich das Virus einfängt.


Es wäre nicht die erste Impfpflicht.


Denken wir zurück an die Pocken. Eine Krankheit, die man bei uns schon beinahe gar nicht mehr kennt. Wann haben sie zuletzt im Supermarkt ein Gespräch zwischen zwei alten Frauen belauscht, das so ablief:


A: Was gibt’s Neues bei dir?

B: Nix. Bei dir?

A: Auch nix. Ah! Wart! Der Hubert ist gestorben… Pocken.

B: Jaja… der Berni auch.

A: und die Susi…

B: Ist halt so…

A: Was willst machen? Der Herr hat’s geben, der Herr hat’s g‘nommen. Tschüss Erna, wer weiß, ob man sich wieder sieht.

B: Jaja… weißt eh… Pockensaison halt. Pfiati Gerti.


Dass solche netten Gespräche heute nicht mehr in dieser Form ablaufen, haben wir auch einer Pockenimpfpflicht zu verdanken. (Wenn ihr Alpträume haben wollt, sucht nach Bildern einer Pockeninfektion). Dass wir heute die Pocken ausgerottet haben, liegt an Impfpflichten. Ich bin mir sicher, dass wir auch heute noch gegen diese Krankheit kämpfen würden, wenn wir den Leuten damals offen gelassen hätten, ob sie sich gegen die Pocken impfen lassen.


Impfpflicht ja oder nein?


Ich glaube, dass man manchmal als Staat bei solchen Dilemmata tatsächlich gegen die auf Facebook gebildeten Meinungen der Bevölkerung vorgehen sollte. Bei einer Pandemie ist nun einmal der beste Weg aus der momentanen Situation die Impfung eines breiten Teiles der Bevölkerung, bis die Kapazität der Intensivbetten der momentanen Situation angepasst ist. In gewissen Bereichen kommt man ja jetzt schon nicht an der Impfpflicht vorbei. Es ist also nur einer Frage der Zeit, bis sie sich durchsetzt, denn wie immer hinkt die Politik der Meinung der breiten Masse hinterher.


In einer typisch österreichischen Lösung wird allerdings die Impfpflicht halb eingeführt. Jeder, der etwas Lustiges machen will, wie fortgehen, oder reisen, oder als junge(r) KrankenpflegerIn in Niederösterreich arbeiten, der muss sich impfen und alle anderen können weiter selbst bestimmen, ob sie sich und ihre Mitmenschen gefährden wollen.




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